Tänze
Standard-Tanzhaltung
Bei der Tanzhaltung für die vier Schwungtänze Langsamer Walzer, Wiener Walzer, Quickstep und den Slowfox wird eine leichte Tuchfühlung mit dem Partner aufgenommen. Der Herr legt seine rechte Hand mit geschlossenen Fingern auf die untere Seite des linken Schulterblattes der Dame. Die linke Hand der Dame wird auf dem rechten Oberarm des Herrn platziert. Die rechte Hand der Dame liegt in der linken Hand des Herrn zwischen Daumen und Zeigefinger. Die Finger des Herren liegen auf dem Handrücken der Dame. Diese "Flughand" sollte sich in Augenhöhe der Dame befinden. Die Arme sollten von der Schulter bis zum Ellenbogen eine leicht abfallende Linie zeichnen. Die Dame muss ihre Arme selbst tragen und der Herr darf die Dame nicht an sich heranpressen, sondern die Führungshand (am Schulterblatt) nur mit einem leichten Druck auf ihren Rücken versehen.
Standard-Tänze
Langsamer Walzer
Genuss (3/4-Takt, 28-30 Takte p. Min.)
Der Langsame Walzer entwickelte sich in den 20er Jahren in England aus dem
Boston und heißt daher auch (English) Waltz. Die linearen Bewegungen des
Boston verwandelten sich dabei in raumgreifende Drehungen, in denen das Paar
wie ein Pendel von Höhepunkt zu Höhepunkt schwingt. Der Langsame Walzer gilt
als der schwierigste Standardtanz und ist auch der meistgeübte. Das weiche
Ein- und Ausschwingen zur schmelzenden Musik klassischer Waltz-Melodien
macht ihn zum "Tanz des Herzens".
Tango
Kraft (2/4-Takt oder auch 4/4 Takt, 31-33 Takte p. Min.)
Der Tango stammt aus Argentinien und ist, dem Stakkato der Musik
entsprechend, geprägt vom Wechsel zwischen Aktion und Pause. Die
"ruckartigen Aktionen" (von knappen und schnellen Kopfbewegungen begleitete
Schritte) werden im Knie weich abgefangen, was dem Tango das Doppelgesicht
verhaltener Leidenschaftlichkeit gibt. Die "gehaltenen Pausen" verhindern
"Körperschwung" und damit verbundene Hebungen und Neigungen.
Wiener Walzer
Beschwingtheit (3/4-Takt, 58-60 Takte p. Min.)
Der Wiener Walzer ist mit seinen Varianten (z. B. dem Ländler) ein uralter,
vor allem im Alpenraum beheimateter Volkstanz, der wegen seiner
"Ungezügeltheit" oft bekämpft wurde. Am preußischen Hof wurde er 1794
verboten, während er 20 Jahre später auf dem Wiener Kongreß Triumphe
feierte. In Deutschland wurde er 1932 ins Turnierprogramm aufgenommen. Sein
Reiz liegt nicht im Figurenmaterial, sondern im berauschenden Körperschwung.
Slowfox (auch: Slow Foxtrott)
Souveränität (4/4-Takt, 28-30 Takte p. Min.)
Der Slow Foxtrott entstand um 1900 aus dem Ragtime und amerikanischer
Marschmusik und entwickelte sich zum Klassiker unter den "englischen
Tänzen". Die linearen Schrittmuster, auf natürlicher Gehbewegung basierend,
wirken bei kunstvoller musikalischer Interpretation und lässigem
"Understatement" faszinierend. Dem kontinuierlichen Bewegungsfluß
entsprechend, sind "fließende Posen" besonders "foxy".
Quickstep
Spritzigkeit (4/4-Takt, 50-52 Takte p. Min.)
Der Quickstep entstand Mitte der 20er Jahre, als parallel zum Onestep das
Tempo des Foxtrotts beschleunigt wurde. Im Gegensatz zum Langsamen Walzer,
mit dem ihn geschlossene Drehungen und Chasses verbinden, ist der Quickstep
dadurch charakterisiert, daß die Körpergeschwindigkeit bei Slow fast die
gleiche ist wie bei Quick oder bei besonders schnellen Schrittfolgen. In der
Familie der Standardtänze gilt er als "der Sekt unter den Weinen": perlend
in seinen langgestreckten Bewegungen und spritzig in seinen Hüpfschritten.
Latein-Tanzhaltung
Bei den lateinamerikanischen Tänzen steht man nicht wie in den Standard-Tänzen auf Tuchfühlung, sondern durch einen kleinen Abstand voneinander getrennt (ca. 30cm). Die Haltung der Arme wird daher mehr nach vorn gerichtet, um diesen Abstand zu ermöglichen. Bei einer geschlossenen Tanzhaltung würde man den Partner ständig treten, da die Schritte ein ständiges Strecken und Beugen im Knie voraussetzen.
Weiterhin werden viele Solodrehungen getanzt, die nur mit einem leichten Abstand auszuführen sind. Auch die Hüftbewegung läßt sich nur in richtiger Haltung perfekt tanzen. Im Gegensatz zum Standard-Tanz werden bei den lateinamerikanischen Tänzen die Fußspitzen leicht ausgedreht.
Die Führung erfolgt hauptsächlich durch Hände und Arme, wobei die Solodrehungen von beiden Händen unterstützt werden.
Latein-Tänze
Samba
Dynamik (2/4-Takt, 50-52 Takte p. Min.)
Die Samba stammt in ihrer stationären Grundform aus Brasilien bzw. aus
uralten Kreistänzen der Bantu-Neger und wurde in Europa zum
variationsreichen Turniertanz entwickelt. In Wiegeschritten und
Voltadrehungen, Rollen und Promenadenläufen bewegen sich die Paare
wellenförmig durch den Raum. Während die Wellenbewegung früher aus einem
Erheben im Bein (Bounce) entstand, wird sie heute mehr durch die
Bauchmuskulatur erzeugt.
Cha-Cha (auch: Cha-Cha-Cha)
Koketterie (4/4-Takt, 30-32 Takte p. Min.)
Der Cha-Cha stammt aus Kuba. Er wurde von Enrique Jorrin (u.a.) aus dem
Mambo entwickelt und 1957 von Gerd und Traute Hädrich nach Deutschland
importiert. Der Cha-Cha hat viele Elemente aus anderen Tänzen in sich
aufgenommen, besonders aus Jazz, Beat und Disco. Seinen Grundcharakter, der
ihn bei allen Altersstufen zum beliebtesten Lateintanz machte, hat er dabei
nicht verloren: Im Cha-Cha kommen übermütige Ausgelassenheit und koketter
Flirt zum Ausdruck.
Rumba
Sehnsucht (4/4-Takt, 25-27 Takte p. Min.)
Die Rumba stammt aus dem Mambo-Bolero und ist mit der Habanera verwandt. Sie
ist ein afrokubanischer Werbungstanz: Die Dame schwankt zwischen Hingabe und
Flucht und der Herr zwischen "Zuneigung" und "Selbstherrlichkeit". In
Deutschland wurde die Rumba 1932 ins Turnierprogramm aufgenommen. Sie ist
der Klassiker unter den Lateintänzen, erfordert Ausdruckskraft und
Sparsamkeit der Mittel.
Paso Doble
Stolz (2/4-Takt, 60-62 Takte p. Min.)
Der Paso Doble ist eine in Spanien und Frankreich entwickelte Darstellung
des Stierkampfs mit Einschluss von Flamenco-Elementen. Die Dame stellt nicht
den Stier dar, sondern das rote Tuch des Toreros, Herr und Dame bewegen sich
also gemeinsam um einen imaginären Stier. Die Musik, ein spanischer
Marschtanz, besteht aus einer Einleitung und zwei Hauptteilen mit genau
festgelegten Höhepunkten, nach denen sich die Choreographie richtet. Der
Tanz erfordert große Präzision und einen durchgehaltenen starken Muskeltonus.
Jive
Ausgelassenheit (4/4-Takt, 42-44 Takte p. Min.)
Der Jive wurde als "Jitterbug" und "Boogie-Woogie" (später auch "Behop") um
1940 von amerikanischen Soldaten nach Europa gebracht, in England zum Jive
entwickelt und schließlich in das Turnierprogramm der Lateintänze
aufgenommen (Profis national 1968, Amateure national 73, international 76).
Mit ihrer Off-Beat-Betonung auf "zwei" und "vier" verrät die Musik ihren
afrikanischen Ursprung. Der Jive bringt robuste Lebensfreude zum Ausdruck.
Er war der "Tobetanz" der Vor-Beat-Generation, aus dem sich auch der
akrobatisch-athletische Rock 'n' Roll entwickelt hat.